Frau hält wegen Schluckauf beide Hände übereinander auf dem Brustkorb

Schluckauf – Ungewollter "Hicks"

Er erwischt einen meist kurz nach dem Essen und macht in den folgenden Minuten jedes vernünftige Gespräch unmöglich: Der Schluckauf, medizinisch auch Singultus genannt. Zugegeben, etwas amüsant ist es für die Mitmenschen schon, wenn das Gegenüber plötzlich kaum mehr als einen "Hicks" herausbekommt. Die betroffene Person selbst möchte ihn jedoch am liebsten so schnell wie möglich wieder loswerden. Doch wie gelingt dies am besten und wie kommt es überhaupt zum Schluckauf?

Man müsste meinen, Ärzte und Wissenschaftler hätten längst entschlüsselt, was es mit dem Schluckauf auf sich hat. Doch dem ist nicht so! Bis heute konnte nicht genau geklärt werden, welche Funktion dieser Reflex erfüllt. Jedoch existieren mehrere Theorien.
Zum einen wird angenommen, dass er Babys davor schützen soll, Fruchtwasser und später Nahrung einzuatmen. Es kommt aber auch die Vermutung in Betracht, dass es sich um eine Übung des Atemsystems handelt. Eine dritte Theorie ist, dass auf diese Weise versucht wird, Luft aus dem Magen zu befördern, um so eine bessere Nahrungsaufnahme zu gewährleisten. Alle diese Erklärungen scheinen logisch, haben doch schon Ungeborene einen Schluckauf – den die Mutter in Form einer gleichmäßigen, rhythmischen Bewegung sogar spürt. In einem sind sich die Experten jedoch einig: Bei Erwachsenen scheint er keinen höheren Nutzen zu haben, denn seine Häufigkeit nimmt mit steigendem Alter stark ab.

Hat es einen dennoch erwischt, kann der Schluckauf zwischen vier bis 60 Mal pro Minute auftreten. Ausgelöst wird der Reflex dabei offensichtlich in Zusammenarbeit von Zwerchfellnerv und Hirnnerv, die auf äußere Reize reagieren. Indem sich das Zwerchfell schnell und ruckartig zusammenzieht, atmet der Betroffene unweigerlich tief ein. Die Luft prallt dann an der verschlossenen Stimmritze ab und erzeugt das charakteristische Geräusch, welches gern als "Hicks" bezeichnet wird.

Auslöser können schnelles und überhastetes Essen sowie besonders warme oder kalte Speisen und große Nahrungsmengen sein. Ebenso kann ein Schluckauf nach dem Verzehr kohlensäurehaltiger Getränke oder dem Genuss von Alkohol auftreten. Er ist aber auch eine Folge von Stress und innerer Anspannung. Manchmal kommt es nach Operationen im Bauchbereich, Magenspiegelungen oder der Einnahme bestimmter Medikamente, wie Narkose- oder Beruhigungsmittel, zum Schluckauf.

In der Regel dauert ein Schluckauf nur wenige Minuten und verschwindet danach ohne Zutun des Betroffenen. Wer so lange nicht warten möchte, der kann folgende Tipps ausprobieren:

  1. Halten Sie kurz die Luft an und atmen Sie danach bewusst und ruhig weiter. (Achtung: Bitte nicht bei Kreislaufbeschwerden anwenden.)
  2. Trinken Sie etwas Wasser, am besten in kleinen Schlucken.
  3. Hat Ihr Baby Schluckauf, lassen Sie es langsam eine kleine Menge Muttermilch bzw. Säuglingsnahrung trinken oder geben Sie ihm kurz den Schnuller.

Dazu existieren noch zahlreiche Hausmittel (Achtung: Niemals bei Kindern anwenden!) wie z.B. ein Löffel mit Zucker und Essig oder das Erschrecken lassen. Letztendlich haben sie jedoch alle zum Ziel, die Atmung zu beruhigen oder den Betroffenen abzulenken und so das verspannte Zwerchfell zu lockern. Dabei können auch einfache Entspannungsmethoden helfen. Beim Essen aufrecht sowie entspannt zu sitzen und die Speise in Ruhe zu genießen, kann dem unerwünschten Begleiter zudem vorbeugen.

So schnell wie er kam, so schnell vergeht der Schluckauf für gewöhnlich. Haben Sie jedoch immer wieder damit zu kämpfen und dauert er über lange Zeit an, kann dies ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. So tritt häufiger Schluckauf beispielsweise bei Entzündungen des Magens, der Speiseröhre oder des Kehlkopfes auf. Auch wenn Sie unter einem Reflux leiden (Rückfluss des Magensaftes in die Speiseröhre), ist dies mitunter eine Begleiterscheinung. Ziehen Sie deswegen bei immer wiederkehrendem Schluckauf einen Arzt zurate.

Ebenso sollten Sie medizinische Hilfe suchen, wenn der Schluckauf auffallend lange andauert. Ab einer Zeitspanne von zwei Tagen spricht man zunächst von einem persistierenden (fortbestehenden) und ab zwei Wochen von einem chronischen Schluckauf. Die Ursache dafür kann häufig nicht gefunden werden, doch die seelische und körperliche Belastung ist enorm, so dass infolgedessen Schlafstörungen und Depressionen nicht auszuschließen sind. Hier helfen die bekannten Hausmittel nicht – der Arzt wird Ihnen entsprechende Medikamente, wie Säurehemmer, verschreiben oder zu einem Atem- bzw. Entspannungstraining oder einer Verhaltenstherapie raten. Erstaunlicherweise betrifft dieser idiopathische (ohne erkennbare Ursache) Schluckauf, wie er genannt wird, viermal häufiger Männer als Frauen.

Treten zusätzlich weitere Symptome, wie Kopfschmerzen, Lähmungserscheinungen, Übelkeit sowie Seh- und Sprachstörungen auf, kann dies ein Hinweis auf einen Schlaganfall sein. Sie sollten in diesem Fall unbedingt sofort einen Notarzt rufen und die entsprechenden Anzeichen abklären lassen!

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