Besprechung auf der Baustelle

Stress im Handwerk

Schon beim Klingeln Ihres Weckers ist es klar: Dieser Tag wird wieder stressig. Um acht auf der Baustelle sein, vorher noch das bestellte Material abholen, um halb neun ein Kundengespräch usw. Stets sind Eile und eine 100-prozentige Leistung erwünscht. Typische Stressfaktoren, die jeder kennt. Unser Körper verkraftet solche Situationen - zumindest für kurze Zeit. Stress in einem gewissen Maß kann sogar anregend wirken. Wird alles zuviel, macht er uns jedoch krank.

Lassen Sie es nicht soweit kommen: Setzen Sie wenn möglich Prioritäten, organisieren Sie Ihre Arbeit und teilen Sie Ihre Zeit gut ein. Durch zusätzliche Entspannung legen Sie dem Stress dann endgültig das "Handwerk".

Störende Geräusche am Arbeitsplatz, ein überfüllter Terminkalender, unkonkrete Arbeitsanweisungen oder mangelnde Herausforderung und Unzufriedenheit können unseren Körper unter Stress setzen. Stress bezeichnet eine körperliche und seelische Reaktion auf äußere und innere Reize (Stressoren). Jeder reagiert darauf unterschiedlich.

Körperlich äußert sich Stress durch Ausschüttung von bestimmten Hormonen, Erhöhung des Herzschlages, der Muskelanspannung und des Blutdrucks. Diese Stressreaktionen dienten unseren Vorfahren in der Steinzeit in Gefahrensituationen dazu, den Körper in Alarmbereitschaft zu versetzen. Der Körper war bereit für Kampf oder Flucht. Nachdem die Situation gebannt war, folgte die notwendige Erholungsphase.
In unserem Berufsalltag reagieren wir jedoch auf Stresssituationen anders als unsere Vorfahren. Unser Körper gerät zwar auch in Alarmbereitschaft, doch können wir uns nicht durch Kampf oder Flucht abreagieren. Zudem gönnen wir uns danach meistens keine Erholungsphase. Die Folge ist chronischer Stress.

Ein gewisses Maß an Stress tut gut, sonst könnten keine Leistungen erzielt werden. Viele sind sogar der Meinung, nur unter Stress effektiv arbeiten zu können. Man unterscheidet in zwei Arten von Stress: positiven (Eustress) und negativen Stress (Distress).

  • Eustress: Jeder Mensch braucht ein gewisses Maß an positivem Stress. Nur so können Erregungen und Anspannungen aufgebaut werden, die zur Bewältigung schwieriger Aufgaben benötigt werden. (z.B. in Prüfungen oder bei sportlichen Wettkämpfen.)
  • Distress: Dieser negative Stress kann uns je nach Dauer und Intensität krank machen. Nach jeder Stresssituation braucht unser Körper eine Erholungsphase. Meistens nutzen wir diese Phase jedoch nicht, weil schon die nächste stressige Situation folgt. Für den Organismus wird es immer schwerer, diese folgenden Stresssituationen zu bewältigen. Die Folge von negativem Stress ist chronischer Stress. Distress oder chronischer Stress kann auch eine Folge von Unterforderung sein. Fehlt die Leistungsanforderung oder ist sie zu gering, können die vom Körper bereitgestellten Energien nicht abgebaut werden. Dann kommt es zu den gleichen Symptomen wie bei Stress durch Überlastung.

Die körperlichen Reaktionen laufen bei positivem wie auch negativem Stress zunächst gleich ab:

  • vermehrte Bildung von bestimmten Hormonen (Adrenalin und Noradrenalin)
  • Erhöhung von Herzfrequenz und Blutdruck
  • Muskelanspannung
  • Verlangsamung der Verdauungsfunktion (Hier "spart" der Körper jetzt Energie ein.)
  • typische Warnsignale: Unruhe, Kopfschmerzen, Magenprobleme, häufiger Durchfall, Schlafstörungen, Nervosität oder Verspannungen

Stresssymptome lassen nicht von heute auf morgen nach. Es vergeht einige Zeit, bis ein normales Gleichgewicht wieder gefunden wird. Nach extrem stressigen Phasen kann eine Erholungsphase mehrere Wochen lang andauern.

Gerade Handwerker sind im Arbeitsalltag ständig Situationen ausgesetzt, die ziemlich viel Stress mit sich bringen. Die Stressoren am Arbeitsplatz teilen sich in unterschiedliche Kategorien:

Psychisch-mentale Stressoren

  • Überforderung durch Leistungsmenge und Arbeitstempo
  • Unterforderung, weil die Arbeit nicht der beruflichen Qualifikation entspricht
  • störende Unterbrechungen der Arbeitsabläufe
  • unkonkrete Arbeitsanweisungen und mangelnde Informationen
  • Zeitdruck
  • hohe Verantwortung
  • unzureichende Einarbeitung

Soziale Stressoren

  • mangelnde Unterstützung und Anerkennung von Arbeitskollegen
  • Mobbing
  • isoliertes Arbeiten
  • Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes
  • schlechtes Betriebsklima, Konflikte mit Vorgesetzten
  • Streit in der Familie/Partnerschaft

Physische Stressoren

  • Lärm, Staub, Hitze, Kälte oder falsche Beleuchtung am Arbeitsplatz
  • Schichtarbeit
  • ständig wechselnder Arbeitsort

Machen Sie negative Stressquellen ausfindig und beseitigen Sie diese wenn möglich. Allein schon, um die stressbedingten Arbeitsunfälle zu minimieren.

 

  • Achten Sie auf Abwechslung bei Ihren Arbeitsaufgaben. Das beugt Ermüdungserscheinungen vor.
  • Halten Sie sich nicht an unlösbaren Problemen auf. Mit etwas Abstand lösen Sie sich oft leichter.
  • Achten Sie auf Ihren Biorhythmus. Führen sie Tätigkeiten, die volle Aufmerksamkeit verlangen, wenn möglich nicht aus, wenn Sie bereits Ihren Tiefpunkt erreicht haben. Die Leistungsbereitschaft ist meist morgens höher als in den Nachmittagsstunden.
  • Sorgen Sie wenn möglich für störungsfreies Arbeiten. Bitten Sie Ihre Arbeitskollegen, nicht zu stören - natürlich in Absprache mit Ihrem Vorgesetzten. Schalten Sie auch Ihr Handy aus.
  • Durch eine Frühstücks- und Mittagspause sowie zusätzliche kleine Pausen zwischendurch können Sie entspannen und nötige Energie tanken.
  • Planen Sie Ihre Arbeit im Voraus. Durch die Aufstellung eines Monats- oder Wochenplans behalten Sie den Überblick. Kalkulieren Sie möglichst unvorhergesehene Ereignisse mit ein.

Laufen Sie in Ihrer Freizeit dem Stress einfach davon. Besonders Ausdauersportarten (z.B. Joggen, Schwimmen, Radfahren oder Wandern) bieten einen guten Stressausgleich. Wenn Sie regelmäßig Sport treiben, produzieren Sie weniger Stresshormone - bei gleicher Stressbelastung. Sport macht Sie belastbarer und widerstandsfähiger. Ihr Selbstbewusstsein erhöht sich, Sie sind ausgeglichener und leistungsfähiger.

  • Trainieren Sie in Ihrer Freizeit zwar regelmäßig, aber übertreiben Sie es nicht! Es steht hier die Entspannung im Vordergrund. Fangen Sie mit kleinen Belastungen an. Wärmen Sie sich vor jedem Training genügend auf.
  • Eine gesunde Ernährung mit ausreichenden Vitaminen und Mineralstoffen schützt vor Leistungstiefs und hilft Ihnen, den Stress besser abzubauen. Gerade während der Arbeit sollten Sie auf eine vitalstoffreiche Ernährung achten.
Gesund leben: Stress bewältigen

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