
Hörschutz für Kinderohren: Risiken und Tipps
Ob beim Streaming über Kopfhörer, beim Besuch eines Konzerts oder beim Feiern in der Disco – junge Menschen sind oft unbedarft, wenn es um den Schutz ihres Gehörs geht. Damit ist jedoch nicht etwa das Sprichwort „taube Ohren“ gemeint, sondern eine alarmierende Realität: Nach Schätzungen hat bereits jeder vierte deutsche Jugendliche irreparable Hörschäden. Dabei leistet das Gehör ihnen das ganze Leben einen unschätzbaren Dienst. Wir erklären, warum Hörschutz vor allem für junge Menschen wichtig ist und wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen, ein gesundes Gehör zu bewahren.
Viel Lärm um Nichts?
Messungen in Clubs und auf Konzerten zeigen Lautstärken von bis zu 110 Dezibel. Smartphones sind in dieser Hinsicht nicht weit entfernt, da ihre Maximallautstärke bei etwa 100 Dezibel liegt. Diese Werte sind besorgniserregend, denn bereits ab einer Lautstärke von 89 Dezibel wird das Gehör ernsthaft gefährdet. Durch die Nutzung sozialer Netzwerke und Streamingdienste sind Musik und Lärm heute fast überall präsent. Die Hauptnutzer dieser Inhalte sind vor allem junge Menschen – daher ist das Risiko von Hörschäden für diese Generation besonders hoch.
Experten empfehlen, die Lautstärke bei der Nutzung von Geräten auf maximal 85 Dezibel zu begrenzen. Wer sich bereits fünf Stunden pro Woche höheren Lautstärken aussetzt, riskiert dauerhafte Schädigungen des Gehörs. Nach fünf Jahren solcher Belastungen steigt die Wahrscheinlichkeit, dauerhaft taub zu werden, erheblich.
Entwicklung des Hörsystems
Es ist ein Widerspruch: Baustellen- und Straßenlärm ist lästig, doch der Lieblingssong dröhnt mit der gleichen Lautstärke ins Ohr. Schädlich ist beides gleichermaßen. Da sich das Gehör von Kindern und Jugendlichen bis zum Erwachsenenalter noch in der Entwicklung befindet, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Lautstärken hier besonders entscheidend.
In der frühen Kindheit sind die Ohren und das darin enthaltene Hörsystem noch im Aufbau. Hierdurch ist es besonders anfällig für Schäden. Bis ins Jugendalter entwickelt sich das Gehör weiter, wobei die Empfindlichkeit gegenüber hohen Lautstärken variiert. Fest steht jedoch: Übermäßiger Lärm, insbesondere in Form von lauter Musik oder Großveranstaltungen kann erhebliche Risiken für die Hörgesundheit junger Menschen darstellen. Anhaltende hohe Lautstärken können zu dauerhaften Schäden an den feinen Haarzellen des Innenohrs führen, die für die Umwandlung von Schallwellen in Nervenimpulse verantwortlich sind. Dies kann Folgen für das ganze Leben haben.
Gemeinsam für ein gesundes Gehör
Die Europäische Union hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um das Gehör ihrer Bürger zu schützen, insbesondere von Kindern und Jugendlichen. Eine zentrale Initiative ist die Einführung von Richtlinien, die die maximale Lautstärke von tragbaren Musikgeräten auf 85 Dezibel beschränken und sicherstellen, dass diese Geräte standardmäßig mit Lautstärkebegrenzungssystemen ausgestattet sind. Darüber hinaus arbeiten die EU-Mitgliedstaaten an Informationskampagnen, um das Bewusstsein für die Risiken von übermäßiger Lärmbelastung zu schärfen und den verantwortungsvollen Umgang mit Lautstärken zu fördern. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, langfristige Hörschäden zu verhindern und eine gesunde Hörumgebung für zukünftige Generationen zu gewährleisten.
Tipps für den Hörschutz junger Menschen
- Offene Gespräche führen: Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Gefahren von Lärm und erläutern Sie, warum es wichtig ist, das Gehör zu schützen. Gemeinsam können Sie Wege finden, um sicherzustellen, dass die Risiken verstanden werden.
- Kontrollierte Lautstärke im Zuhause: Halten Sie Fernseher und Musikgeräte auf einem angenehmen, leisen Niveau. Vermeiden Sie ständige Hintergrundmusik, um eine ruhige Umgebung zu schaffen, in der sich Ihr Kind wohlfühlt.
- Technische Sicherheit: Bei den meisten Geräten lässt sich in den Systemeinstellungen der maximale Lautstärkepegel individuell anpassen. So stellen Sie sicher, dass der Grenzwert nicht überschritten wird.
- Bewusste Kopfhörer-Wahl: Wählen Sie für Ihr Kind Kopfhörer, die den Schall nicht direkt in den Gehörgang leiten. Umschließende on-ear Kopfhörer können eine gute Wahl sein, um das Gehör zu schützen.
- Gehörschutz bei Veranstaltungen: Ermutigen Sie Ihr Kind, bei Konzerten Gehörschutz zu tragen. Dieser dämpft lautstarke Frequenzen gleichmäßig, ohne den Klang zu verzerren.
- Abstand zu Lautsprechern halten: Erklären Sie Ihrem Kind, dass es wichtig ist, sich nicht zu nah an Lautsprechern aufzuhalten, um das Risiko einer Schädigung des Gehörs zu reduzieren.
- Entspannungsphasen einplanen: Nach aktivem Musikhören sollte Ihr Kind Ruhezeiten einlegen. Diese sollten mindestens so lang sein wie die Hörbelastung, um den Ohren die nötige Erholung zu gönnen.
- Regelmäßige Hörtests: Lassen Sie das Hörvermögen Ihres Kindes regelmäßig beim Akustiker überprüfen. So können frühzeitig eventuelle Probleme erkannt und behoben werden.
- Arztbesuch bei Beschwerden: Weisen Sie Ihr Kind darauf hin, dass sie bei anhaltenden Hörproblemen gemeinsam einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen sollten.
- Die 60/60-Regel: Machen Sie Ihrem Kind die 60/60-Regel bewusst: Den Lautstärkeregler maximal 60 Prozent aufdrehen und höchstens 60 Minuten täglich Musik hören. So trägt Ihr Kind aktiv zum Schutz des eigenen Gehörs bei.
Lautstärken im Vergleich
Lautstärken im Vergleich
Unser Ranking zeigt Ihnen, welche Lautstärken in Ihrem Alltag vorkommen und ab wann das Gehör aktiv geschützt werden sollte.
Lautstärken über 85 Dezibel können dauerhaft zu Hörschäden führen. Wenn Sie oder Ihr Kind diesen regelmäßig ausgesetzt sind, empfehlen Experten Pausen und Ruhezeiten für das Gehör. Um langfristige Schädigungen zu vermeiden, sollte bei Geräuschen über 90 Dezibel ein Gehörschutz getragen werden.
- Flüstern: 30 dB
- Büroumgebung: 40-60 dB
- Gedämpfte Musik: 50-65 dB
- Musik über Kopfhörer (mäßig laut): 60-80 dB
- Normales Gespräch: 60 dB
- Küchengeräte (Mixer, Staubsauger): 70-85 dB
- Verkehrslärm: 80-90 dB
- Konzertmusik (laut): 90-110 dB
- Discotheken und Clubs: 100-120 dB
- Startendes Flugzeug: 120 dB
- Schusswaffe: 140 dB