Paar sitzt mit verschränkten Beinen und geschlossenen Augen auf dem Sofa

Starke Nerven – Mehr Gelassenheit, weniger Anspannung

"Du hast aber starke Nerven" sagen wir, wenn jemand auch in stressigen Situationen gelassen bleibt – "Meine Nerven liegen blank", wenn uns eine Situation zu sehr unter Druck setzt. Tatsächlich sind sowohl starke als auch schwache Nerven keine medizinische Diagnose. Die Formulierung beschreibt eher, wie gut oder schlecht jemand mit anstrengenden, fordernden Ereignissen oder Lebensphasen umgehen kann. Dies kann nur zeitweiliger Natur sein. Wenn die Anspannung nicht nachlässt, kann es aber auch zum dauerhaften Problem werden. Auch Sie fühlen sich mitunter nervlich überreizt? Lesen Sie unsere Tipps.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen manchmal alles zu viel wird? Wenn unsere Sinne überlastet sind, weil ihnen stets neue, anstrengende Eindrücke vermittelt werden und das Gehirn ständig andere Situationen handhaben muss, ist dies Dauerstress für Körper und Psyche. Wird dieser dann als negativer Stress empfunden und wachsen uns die Herausforderungen über den Kopf, verlieren wir die Nerven: Je nach Persönlichkeit neigen die Betroffenen dazu, schnell zu weinen oder aggressiv zu werden. Sie geraten leicht aus der Fassung und werden von einem andauernden Gefühl der Überforderung begleitet. Da sie kaum einen klaren Kopf haben, um strukturierte Bewältigungsstrategien anzuwenden, türmen sich die Probleme des Alltags auf und werden als unlösbar empfunden. Mitmenschen beschreiben sie oft als nervös, gereizt und angespannt. Auch Kraftlosigkeit und innere Unruhe sind Zeichen von schwachen Nerven. In einigen Fällen können Sie auch Vorboten von Depressionen oder Burn-out sein.

Die Symptome sind mitunter sogar körperlich zu spüren. Menschen, die psychisch angeschlagen sind und unter starkem Stress leiden, neigen infolge eines geschwächten Immunsystems öfter zu Erkältungen. Die ständige Anspannung begünstigt erhöhten Blutdruck sowie Nacken-, Kopf- und Kieferschmerzen. Sogar ein Tinnitus kann die Folge der Dauerbelastung sein.

Sollten die Auswirkungen Ihres schwachen Nervenkostüms Ausmaße annehmen, in welchen Sie gesundheitliche Probleme verspüren oder die Ihren Alltag belasten, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Hausarzt. Da viele dieser Beschwerden auch andere Ursachen haben können, muss er eine Erkrankung ausschließen. Bei Bedarf kann er Sie an einen Psychotherapeuten überweisen.

Manche Personen sind nur temporär etwas dünnhäutiger: Etwa in Zeiten besonderer Belastung, wie zum Beispiel vor Prüfungen, nach Trennungen oder dem Verlust einer geliebten Person sowie in Folge von persönlichen Sorgen (familiäre Probleme, Geldnöte, …), fordernden Aufgaben und beruflichen Herausforderungen. Sie haben oft hohe Erwartungen an sich selbst oder spüren starken Druck von außen, was die Problematik noch verschärft.

Sind Nervosität und Gereiztheit auch in objektiv guten Zeiten ein ständiger Begleiter, liegen die Ursachen meist tiefer. Wer eine schwierige Kindheit hatte, konnte oft nicht lernen, angemessen mit Konflikten und Problemen umzugehen. Die Betroffenen greifen in Folge dessen vermehrt zu Alkohol sowie Drogen oder neigen zu anderen Süchten, um Ihre Sorgen zu bewältigen. Wer keine soziale Unterstützung durch Freunde oder Familie erfährt, kein Vertrauen in sich und andere hat, ist zudem häufig davon betroffen. Auch die eigene Persönlichkeit spielt eine Rolle: Menschen mit einer positiven Grundeinstellung sind eher nervenstark. Wer ständig mit etwas Negativem rechnet, neigt meist dazu, schneller die Fassung zu verlieren.

Wenn Sie zur Zeit stark gefordert sind, benötigen Sie dringend die richtige "Nervennahrung". Besonders eignen sich Lebensmittel, mit Omega3-Fettsäuren – dazu gehören beispielsweise Fisch, Rapsöl und Nüsse. Nicht umsonst hat das Studentenfutter seinen Namen! Versorgen Sie Ihren Körper statt mit Süßigkeiten und Koffein lieber mit Vitaminen und Mineralstoffen. Besonders die B-Vitamine werden auch als "Nervenvitamine" bezeichnet, denn Sie hemmen Stresshormone und liefern Energie. Binden Sie deshalb unbedingt Vollkornprodukte oder Hülsenfrüchte in Ihren Speiseplan ein. Vitamin C ist wird für ein gesundes Immunsystem benötigt. Sie finden es in allen Obst- und Gemüsesorten. Proteine unterstützen den erhöhten Energiebedarf des Körpers. Neben Fleisch ist dieses auch in Fisch, Eiern oder Milchprodukten enthalten.

Um das Abfallen des Blutzuckerspiegels zu verhindern und kontinuierlich aus den aufgefüllten Reserven schöpfen zu können, sind mehrere kleine Mahlzeiten am Tag wenigen großen vorzuziehen. 

Als Hausmittel zur Nervenberuhigung eignen sich verschiedene Kräuter. Baldrian, Melisse, Hopfen oder Lavendel wirken wohltuend – als Tee oder Zusatz in der Badewanne. Auch die Darreichungsform als Dragee ist möglich, Sie erhalten diese in der Apotheke. Die Verwendung von Johanniskraut sollte mit Vorsicht erfolgen – es sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, zum Beispiel der Anti-Babypille, möglich. 

Greifen Sie auch in Stressituationen nicht zu Nikotin und Alkohol! Der vermeintlich entspannende Effekt trügt: Zum einen besteht die Gefahr, diese auch zukünftig als Problemlöser zu sehen und Abhängigkeiten zu entwickeln. Zum anderen bewirken Zigaretten und alkoholhaltige Getränke auf Dauer eher das Gegenteil – fehlt der Stoff, an den sich der Körper gewöhnt hat, führt dies zu Nervosität und Unruhezuständen.

Wer ein sicheres soziales Netz hat, das ihn auch in schwierigen Lebensphasen auffängt, der kann mit diesen besser umgehen. Dazu gehören die Familie aber natürlich auch Freunde, Bekannte und Kollegen. Unabhängig davon, ob Sie über Ihre Probleme sprechen, von engen Vertrauenspersonen Hilfe erhalten oder einfach auf die Sicherheit eines Gemeinschaftsgefühls bauen können – Hauptsache, Sie sind nicht allein. Umgeben Sie sich mit Menschen, die Ihnen gut tun und Kraft geben.

Doch nicht nur in schlechten Zeiten sollten Sie den Kontakt suchen: Auch wenn es Ihnen gut geht, haben Familie und Freunde Ihre Aufmerksamkeit verdient und sind schließlich im Ernstfall gern für Sie da.

Im Zuge der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Kontaktsperre sowie des gebotenen Sicherheitsabstandes, scheint es schwer, Freundschaften und Familienbande aufrecht zu erhalten. Wer ohnehin schon unter der beklemmenden Situation leidet, für den verschlimmert sich dadurch die gegenwärtige persönliche Lage enorm. Versuchen Sie sich deshalb trotz der Umstände so nah wie möglich zu sein. Videotelefonie, Textnachrichten oder – etwas aus der Mode gekommen aber sehr persönlich – handschriftliche Grüße sind nicht dasselbe wie ein persönlicher Kontakt. Aber sie können helfen, die Zeit bis dahin zu überbrücken.   

Der Schlüssel zur Nervenberuhigung lautet wohl „Kümmern Sie sich gut um sich selbst.“ Gelassenheit und Ruhe können nur aus Ihrem Inneren kommen. Doch dafür müssen Sie zulassen, die negativem Gedanken zu durchbrechen und sich zu stärken.

Gönnen Sie sich daher genug Zeit zum Auftanken – denn nur, wenn Anspannung und Entspannung in einem gesunden Gleichgewicht sind, fühlen wir uns wohl. Dabei können schon kleine Maßnahmen großes bewirken! Eine Ruhezeit am Abend, bei der Sie beispielsweise ab 20 Uhr Handy und Laptop ausschalten und auch alle weiteren Pflichten und Aufgaben beenden, sorgt für ein gemächliches Ausklingen des Tages.
Die gewonnene Zeit können Sie für ein Entspannungsbad, autogenes Training oder ein Hobby, das Ihnen einen Ausgleich bietet, ohne Sie zu sehr zu fordern, nutzen. Hier bieten sich z.B. ruhige Übungen wie Yoga oder kreative Handarbeiten an. Läuten Sie rechtzeitig die Nachtruhe ein, denn nur mit ausreichend Schlaf sind Sie den Anforderungen des Tages gewachsen. Sorgen Sie außerdem für viel frische Luft und somit Tageslicht, um abends besser zur Ruhe zu finden.

Nicht zuletzt sollten Sie klar Ihre Grenzen ziehen, um sich vor einer Überforderung zu schützen. Bürden Sie sich selbst nicht zu viel auf und sagen Sie es auch anderen, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen eine Aufgabe über den Kopf wächst.
Das heißt natürlich nicht, dass Sie allen Schwierigkeiten aus dem Weg gehen sollten. Im Gegenteil: Lösungen für die eigenen Probleme zu finden, stärkt das Selbstvertrauen. In Zukunft werden Sie in ähnlichen Situationen sicher besser die Nerven behalten. Es ist jedoch eine positive Grundeinstellung notwendig, um nicht nur das Problem, sondern auch mögliche Auswege daraus zu sehen. Diese können Sie sich aneignen – es bedarf nur etwas Übung.  

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