Mann schaut eifersüchtig einer Frau über die Schulter, die gerade etwas auf einem Smartphone liest

Eifersucht – Frühwarnsystem oder Beziehungskiller?

In einer glücklichen Beziehung möchte man nicht nur viel Zeit gemeinsam verbringen, sondern den Partner oder die Partnerin am liebsten ganz für sich allein haben. Dass es im Leben des anderen auch noch Familie, Freunde oder Hobbyaktivitäten gibt, ist für die meisten kein Problem. Anders sieht es aus, wenn die traute Zweisamkeit ernsthaft in Gefahr scheint: Eifersucht ist ein furchtbares Gefühl, egal ob sie berechtigt ist oder nicht. Im Gegensatz zum Neid oder der Missgunst bezieht sie sich nicht auf materielle Werte, sondern auf zwischenmenschliche Beziehungen. Eifersucht gibt es auch unter Geschwistern, Freunden oder im Kollegenkreis. Am deutlichsten zeigt sie sich jedoch, wenn romantische Liebe im Spiel ist. Der Begriff leitet sich vom althochdeutschen "eiver", was bitter oder herb bedeutet, sowie dem Wort "suht" für Krankheit oder Seuche ab. In der frühesten Menschheitsgeschichte war sie aber nicht nur ein Handicap, sondern konnte einen entscheidenden Vorteil bedeuten. 

Fast jeder kennt das nagende Gefühl und evolutionär gesehen macht die Eifersucht durchaus Sinn: Bei unseren Vorfahren mussten sich die Männer sicher sein, dass der Nachwuchs, in den sie manchmal unter Einsatz ihres Lebens Zeit, Energie und Ressourcen investierten, auch von ihnen war. Ansonsten liefen sie Gefahr, die Kinder eines Rivalen aufzuziehen anstatt die eigenen Gene zu schützen und weiterzugeben. Frauen wiederrum waren von ihren Männern als Versorger der Familie abhängig und konnten nicht riskieren, diese zu verlieren. Die Eifersucht diente schon früh als Warnsignal, dass einem ein Nebenbuhler möglicherweise den Rang ablaufen könnte.

Doch auch heute, wo die eigene Existenz kaum mehr vom Partner abhängt und Patchwork-Familien ganz normal sind, wirkt die Angst, die Exklusivität einer Zweierbeziehung und die Zuneigung des Partners zu verlieren, bedrohlich. Die damit einhergehenden gemischten Gefühle wie Wut, Verzweiflung, Angst und Hilfslosigkeit sind für jeden schwer auszuhalten.
In gesunder Ausprägung kann Eifersucht aber ein Zeichen sein, dass in der Partnerschaft etwas im Argen liegt und Ihnen die Möglichkeit geben, gegenzusteuern. Übertriebene Eifersucht kann im Endeffekt aber genau das Gegenteil bewirken und zum Beziehungs-Aus führen.   

Der Partner macht beim Telefonieren die Tür zu, kommt ein paar Minuten später nach Hause oder unterhält sich mit einem oder einer Bekannten – ganz alltägliche Situationen, die meist harmlos sind. Wer zu starker Eifersucht neigt, wittert aber bereits hinter diesen Kleinigkeiten einen großen Verrat. Dies kann zu einem Teufelskreis führen: Um Diskussionen und Anschuldigungen zu entgehen, erzählt der andere nicht mehr alles. Erfährt der eifersüchtige Partner über Umwege davon, ist das Vertrauen noch mehr erschüttert.
Ihren Ursprung hat eine solche starke Eifersucht u.a. in der Kindheit. Wenn Bezugspersonen häufig wechseln, unstetes Verhalten zeigen und ihre Liebe entziehen, können sich Verlustängste entwickeln. Schlechte Erfahrungen in früheren Beziehungen, emotionale oder finanzielle Abhängigkeit vom Partner und mangelndes Selbstbewusstsein verstärken dies noch. Starke Eifersucht kann nicht nur die Partnerschaft zerstören, sondern auch krank machen – im schlimmsten Fall haben aus diesem Motiv schon Straftaten stattgefunden. Wenn Sie merken, dass die Eifersucht Sie fest im Griff hat, Sie übertrieben auf Nichtigkeiten reagieren und der geliebten Person ohne besonderen Grund immer mehr misstrauen, sollten Sie dringend handeln.    

Anstatt Ihren Partner stets zu Unrecht zu beschuldigen, sollten Sie lieber das Gespräch suchen. Reagieren Sie eifersüchtig, weil Sie nie wissen, wo er gerade ist und was er tut? Dann bitten Sie um mehr Transparenz und eine offenere Kommunikation miteinander – was natürlich nicht heißt, dass der andere Ihnen Rechenschaft ablegen oder sich ständig an- und abmelden muss. Haben Sie das Gefühl, in sein Leben einbezogen zu werden, bleibt weniger Raum für Unsicherheit und Spekulationen. Die meisten Bilder, welche die Eifersucht schüren, gibt es nämlich nur in unserem Kopf. Orientieren Sie sich stattdessen lieber an Fakten und bleiben sie realistisch, dann fällt es Ihnen leichter einzuschätzen, ob Eifersucht wirklich angebracht oder übertrieben ist.
Stärken Sie auch Ihr eigenes Selbstbild und lösen Sie die Abhängigkeit von Ihrem Gegenüber. Dafür reicht es schon, wenn Sie allein einer Sportart nachgehen oder Ihre Freunde ohne den Partner treffen. Definieren Sie sich über Ihr Können und Ihre Persönlichkeit, nicht über Ihre Beziehung.

Bei besonders starker Eifersucht, die Ihre Partnerschaft gefährdet, kann Ihnen eine Verhaltens- oder Paartherapie helfen.

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